#VerschämteLektüren (12): Peggy und ein “beschämender” Büchertausch in Phnom Penh

Wer England entdecken will, der ist bei Peggy wirklich in besten Händen. Auf ihrem Blog „entdecke england“ berichtet sie von Land und Leuten, Kultur und Natur, Geschichte und Geschichten und allerlei Bemerkenswertem – immer ergänzt durch wunderbare Fotos und persönlichen Anmerkungen, so dass man sich fast wie vor Ort fühlen kann beim Lesen. Very, very british – und mit viel Liebe zur Nation der Exzentriker. Und ihre #VerschämteLektüren haben natürlich auch mit einem der vielen, vielen Exzentriker auf dem englischen Thron zu tun…

Philippa Gregory: “The Other Boleyn Girl” und “The Boleyn Inheritance”

„Früher habe ich gerne historische Romane gelesen. Ich sage früher, nicht, weil ich heute nicht hin und wieder mal einen zur Hand nehme. Aber seit ich historische Sachbücher lese, was ich erst nach meinem Umzug nach England begonnen habe, werde ich immer kritischer. Und das verdirbt mir immer öfter den Spaß am Lesen. Viele historische Romane habe ich mittlerweile ausrangiert, aber von diesen beiden konnte ich mich noch nicht trennen.

Peggy1Ja genau, hier geht es um die immer wieder faszinierende Geschichte von Henry VIII und seinen sechs Frauen. Das erste Buch wird aus der Perspektive von Mary Boleyn erzählt, Anne Boleyn’s Schwester und Geliebte des Königs. Im zweiten Buch erzählen abwechselnd Lady Jane Grey, Katherine Howard und Anne of Cleves über ihre Erfahrungen am Tudor-Hof. Die Bücher haben alles, was man von einem Schmöker erwartet: Liebe, Intrigen, Spannung, Verrat und natürlich jede Menge Hinrichtungen. Warum ich mich von den Büchern noch nicht trennen konnte, liegt aber vor allem daran, dass mich Philippa Gregory mit ihrer Erzählkunst gefühlt mit die Tudorzeit genommen hat. Altertümliche Redewendungen wie „breaking the fast“ statt „breakfast“ geben zumindest mir als Laien das Gefühl von Authentizität und nach den Beschreibungen mancher Hygienerituale hatte ich das dringende Bedürfnis, duschen zu gehen.

Peggy2„The Boleyn Inheritance“ habe ich übrigens damals auf unserer Weltreise in einem Backpacker-Café in Phnom Penh gefunden. Um meine Schmach komplett zu machen, habe ich es gegen (wohlgemerkt ausgelesene) Kurzgeschichten von Herman Melville eingetauscht. Es hat mich einige Überzeugungskraft gekostet, bis die Cafébesitzerin bereit war, so ein dünnes Buch gegen ein dickes (obwohl es so dick auch wieder nicht ist) einzutauschen. So schätzt eben jeder den Wert von Büchern anders ein.“

Wer mit Peggy England kennenlernen möchte, der findet den Blog hier: http://entdeckeengland.com/

Xavier de Maistre: Die Reise um mein Zimmer (1794).

„Heute wollen gewisse Leute, von denen ich abhängig bin, mir meine Freiheit wiedergeben, als ob sie mich ihrer beraubt hätten! Als ob es in ihrer Macht stände, sie mir einen einzigen Augenblick zu entziehen und mich zu hindern, durch den unendlichen, mir stets zugänglichen Weltenraum nach meinem Belieben zu reisen! – Sie haben mir untersagt, durch eine Stadt, einen geographischen Punkt, zu laufen; aber sie haben mir das ganze Universum überlassen: Die Unermesslichkeit und die Ewigkeiten stehen zu meinen Diensten.“

Xavier de Maistre, Die Reise um mein Zimmer, 1794, Aufbau Verlag.

Leider schon vergriffen (und darüber hinaus und sowieso leider auch außerhalb meiner Bücherkasse): “Die Reise um mein Zimmer”, gestaltet von Helmut Schulze. Die Künstlerbücher der edition officin parvus sind aber allemal einen Blick wert: http://www.offizinparvus.de/

Wenn man vom Reisen und dessen Nachteilen spricht, dann kommt unter Garantie jemand daher, der Blaise Pascal zitiert: „Das ganze Unglück der Menschen rührt aus einem einzigen Umstand her, nämlich, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.“ Und dann im selben Atemzug darauf verweist, dass es da doch dieses Buch gäbe. Höchste Zeit also, einmal dieses Buch zu lesen.

Die größten Reisen finden, so sagt man, im Kopf statt. Und wenn der Körper unfrei ist, dann können doch die Gedanken umso freier sein. 42 Tage Stubenarrest – das bekam Xavier de Maistre (1763-1852) wegen eines Duells aufgebrummt. Doch der wackere Soldat ließ sich davon nicht ausbremsen: Xavier, allein zuhause, lässt seinen Ideen freien Lauf.

“Man möge mir nicht vorwerfen, ich verlöre mich in Einzelheiten; Reisende machen das so. Wenn man aufbricht, um den Montblanc zu ersteigen, wenn man das Kratergrab des Empedokles aufsuchen will, unterlässt man es nie, die nebensächlichsten Begleitumstände genau zu schildern: Die Zahl der Personen, diejenige der Maulesel, die Qualität des Mundvorrats, den ausgezeichneten Appetit der Reisenden, kurz alles, selbst die Fehltritte der Reittiere, wird zu Belehrung für jedermann daheim sorgfältig ins Tagebuch eingetragen. Nach diesem Prinzip habe ich beschlossen, zu sprechen …”

Aber er spricht eben weniger über Reiseproviant, Maulesel und Fehltritte, sondern im  Parlandostil über die Welt der Ideen. Und die kreisen um all jenes, was den Chevalier jener Tage bewegte: Kleine Liebeshändel und größere politische Fragen, Erinnerung an Waffengetümmel und Liebesschlachten, Philosophisches und Handfestes. In seiner Imagination diskutiert er mit Platon und Perikles, korrigiert ganz nebenbei den Eid des Hippokrates und trifft Werthers Lotte.

Der Zimmerausflug führt zu einer tour de force durch den Stand der Philosophie, Naturwissenschaft, aber auch Waffenkunst dieser Tage – de Maistre macht in seinen Gedankenflügen vor keinem Thema halt.

Dies alles ist mit leichter Feder geschrieben – charmant, aber sprunghaft. Mir ist es eine Spur zu leichtfedriggewichtig und zu sprunghaft: De Maistre legt ein Tempo an den Tag, das nur erfahrene Reisende mit guter Konstitution mithalten können. Hier reist er seinem großen literarischen Vorbild Laurence Sterne hinterher – ohne allerdings dessen Reiseerfahrungen zu erreichen.

Da wird beispielsweise das Abtauchen in die Schreibtischschublade zum Ausflug mit überraschendem Ausgang: „Ähnlich einem Reisenden, der im Eiltempo flüchtig ein paar oberflächliche Eindrücke sammelnd, durch einige Provinzen Italiens fährt, um sich für ganze Monate in Rom niederzulassen.“ So tat es Goethe im Land, wo die Zitronen blühen, so tat es de Maistre in seinem Schreibtisch, wo die Gedanken blühen.

Auf das Buch wird oft verwiesen und oftmals auch weckt der Titel falsche Vorstellungen: De Maistre reist nicht gedanklich um die Welt, sondern um die Welt der Gedanken. Das Äußerste an wirklicher Aktion sind Schäkereien mit Hündchen Rosine und ein Sturz vom Stuhl. Es braucht nicht mehr, um Reisen zu können, wenn man de Maistre heißt. Als Leser bereut man es nicht sehr, einige Zeit sein Reisegefährte gewesen zu sein – schließlich ist de Maistre ein eloquenter Reiseführer. Man hätte aber ebenso gut mit Blaise Pascal zuhause bleiben können. So ist das mit dem Reisen im eigenen Zimmer.

Hans Magnus Enzensberger: Nie wieder! Die schlimmsten Reisen der Welt (1995).

- Ein Gastbeitrag von Klaus Krolzig -

Jetzt ist es wieder soweit. Was mussten wir nicht alles ertragen an katastrophalen Reiseerlebnissen unserer Freunde und Verwandten und natürlich deren fotografische Zeugnisse von übervollen Stränden und Berge, Berge, Berge…  Doch es waren nicht die schlimmsten Reisen der Welt. Denn mit dem, was Hans Magnus Enzensberger  in “Nie wieder! Die schlimmsten Reisen der Welt” darbietet, kann das kaum mithalten. Dieses Buch ist eine gedruckte Medizin gegen Reisefieber und hinterläßt beim Leser die Erkenntnis, daß die Vorstellung einer Reise oft schöner ist als die Reise selber.

HME sieht im Massentourismus eine besonders perfide Form des  Kreuzzugs und will mit diesem Buch nur eines erreichen, und dieses sagt er deutlich: “Abschreckung”. Und was gibt es Schöneres für einen Reisemuffel wie mich, als sich seiner Empfehlung vorbehaltlos anzuschließen, sich im Sessel zurückzulehnen und in den Schreckenberichten zu schmökern. Diese Horrorstücke aus aller Welt haben jedoch mit dem zeitgenössischen Fernreisebetrieb wenig zu tun und sind eher Beispiele für einen ausgeprägten Individualtourismus.

35 dramatische, bizarre und mitunter komische Reportagen hat HME zusammengetragen. Seine literarisch Reisenden sind nicht etwa Amateure, sondern die absoluten Profis. Kapuscinski, Theroux, Chatwin, Bouvier. Die legten binnen eines Monats mehr Kilometer zurück als wir in anderthalb Leben. Und schlingerten von einer Katastrophe zur nächsten. Was ist diesen “Reisemasochisten” nicht alles widerfahren: Der Schriftsteller Evelyn Waugh schipperte 1931 in teuflischen Unwettern mit dem Schaufelraddampfer den malariaverseuchten Kongo hinauf, Bruce Chatwin entrann mit Mühen den Wirren eines Militärputsches im westafrikanischen Benin und der polnische Autor Ryszard Kapuscinski wäre 1991 im sibirischen Workuta fast erfroren, als er sich bei -35 Grad mitten in der gottverlassenen Stadt verirrte.

Man lese nur einmal den Bericht von Evelyn Hall vom Versuch, den “Mexikanischen Adler”, einen Nachtzug, zu erreichen. Einmal abgesehen vom trüben Nieselregen, der gemeiner als jeder ehrliche Wolkenbruch Gepäck und Kleidung durchtränkt, gehen dem Reisenden die mexikanischen Beamten an die Nieren, die ihn durch den Regen von einem Bahnsteigende ans andere hetzen, weil er vor Besteigen des Zuges eine unauffindbare Zollstation passieren muß. Oder Alfred Döblin in Krakau! Was kann es Schlimmeres für einen Dichter geben, als von “inferioren” Elementen, wie er sich ausdrückt, um ein Trinkgeld gebeten zu werden, also für etwas zu bezahlen, das er niemals bekommen hat. Reisen bildet, heißt es. Döblin und andere variieren diese Erkenntnis zu einem bisweilen bitteren “Reisen kostet”.

Der Reiseleiter Enzensberger hat zwischen diese Erlebnisberichte philosophische Fundsachen und Reisereflexionen gestreut, die zum Nachdenken über Sinn und Unsinn des Reisens anregen. Wie auch immer, die stattliche Sammlung erbitterter Reisegegner unterhält prächtig und ließ mich an Ringelnatz und dessen Touristenpaar denken: “Es waren einmal zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen. Doch in Altona auf der Chaussee, da taten ihnen die Beine weh. Und so verzichteten sie weise, auf den restlichen Teil der Reise.”

Das Buch gibt es seit dem Frühjahr 2014 auch als rororo-Taschenbuch – und der schwungvollen Verlagsvorschau merkt man an, dass es dort wohl auch den Texter begeisterte:

„Endlich mal ein anderes Urlaubsbuch: defätistisch, finster – und von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhaltsam! Statt schneeweißem Strand, wildem Sex und ewiger Sonne erleben die Protagonisten dieser Reisen endlose Plackerei, fürchterliche Unterkünfte und grausames Wetter – und Hunger, üble Langeweile und Todesgefahr statt Friede, Freude, Eierkuchen. Wie alle Horrorgeschichten haben auch solche vom Reisen einen perversen Reiz. Diese großartige Anthologie bietet Abenteuer auf allen Kontinenten, von Urumtschi bis Huehuetenango, von Frankfurt bis Petuschki und Katmandu bis Kompong Som. Und welch erlesene Autorenschar: Bruce Chatwin, George Orwell, Rolf D. Brinkmann, Joseph Roth, Alfred Döblin, Liam O’Flaherty, Ryszard Kapuscinski, V.S. Naipaul, Paul Nizan, Evelyn Waugh u.v.m.!

«Alles Unglück des Menschen kommt nur von daher, dass sie es nämlich nicht verstehen, allein in einem Zimmer zu bleiben»: Das wusste schon Blaise Pascal vor dreihundert Jahren. Viele der Reisenden, denen wir hier begegnen, wären wohl wirklich lieber zu Hause geblieben, allein in ihrem Zimmer, anstatt das erleben zu müssen, was ihnen in der Fremde zustieß. Etwa George Orwell 1931 in Paris («Schlucht von hohen, leprösen Häusern»), Rolf Dieter Brinkmann 1972 in Rom («eine Toten-Stadt: vollgestopft mit Särgen und Zerfall und Gräbern») oder Joseph Roth 1925 in Vienne, der vielleicht ältesten Stadt Frankreichs (und nicht zu verwechseln mit Vienna, Wien).“

Hier findet sich eine Leseprobe: Nie wieder!

Albert Londres: Ein Reporter und nichts als das (1932/2014).

„Er reist wie andere Opium rauchen oder Kokain schnupfen. Das war sein Laster. Er war abhängig von Schlafwagen und Passagierdampfern. Und nach jahrelangen unnötigen Fahrten durch die ganze Welt war er sich ganz sicher, daß weder ein noch so verführerischer Blick einer intelligenten Frau noch die Verlockung eines Geldschranks für ihn den teuflischen Charakter einer einfachen, rechteckigen, kleinen Zugfahrkarte hatten.“

Albert Londres, „Ein Reporter und nichts als das“, Die Andere Bibliothek.

londresLiest man Albert Londres` Reportagen, dann drängt sich der Vergleich zum Gonzo-Journalismus förmlich auf. Hier die Wikipedia-Definition:

„Der Gonzo-Journalismus wurde von dem US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten Hunter S. Thompson Anfang der 1970er Jahre begründet. Charakterisiert wird diese Form des New Journalism durch das Wegfallen einer objektiven Schreibweise. Es wird aus der subjektiven Sicht des Autors berichtet, der sich selbst in Beziehung zu den Ereignissen setzt. So vermischen sich reale, autobiographische und oft auch fiktive Erlebnisse. Sarkasmus, Schimpfwörter, Polemik, Humor und Zitate werden als Stilelemente verwendet. Nach journalistischen Kriterien handelt es sich beim „Gonzo-Journalismus“ nicht um Journalismus, sondern um Literatur. Die Arbeitsweise entspricht nicht den Anforderungen an Journalisten, die zum Beispiel der deutsche Pressekodex vorgibt.“

Eigentlich müsste man sagen: Albert Londres (1884-1932) ist der geistige Vater eines Hunter S. Thompsons oder auch P.J. O`Rourke, der Gonzo-Großvater. Der Franzose war ein Reporter-Star seiner Zeit, Zeitgenosse des anderen rasenden Reporters, Egon Erwin Kisch (1885-1948). Während Kisch deutschen Lesern und Journalisten jedoch noch ein Begriff ist, nicht zuletzt durch den von Henri Nannen 1977 eingeführten Preis für aufklärenden, investigativen und sprachlich niveauvollen Journalismus (was man inzwischen doch in den gängigen Tageszeitungen und Magazinen sehr vermisst), wird Londres zwar in seinem Heimatland noch immer gewürdigt. Hier aber ist er weitgehend unbekannt beziehungsweise wieder vergessen.

Tucholsky setzte dem Weltreporter 1925 in der „Weltbühne“ (http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1925/Bei+den+Verr%C3%BCckten?hl=albert+londres) ein Andenken – doch es musste fast 90 Jahre dauern, bis einige seiner Reportagen in deutscher Sprache erschienen. Vor allem „Die Andere Bibliothek“ kann sich einmal mehr dieses Verdienst anheften. „Ein Reporter und nichts als das“ bündelt drei Reportagen des Franzosen, die verdeutlichen, warum er ein Wegbereiter des Gonzo-Journalismus, aber vor allem auch ein Vorbild für jeden ist, der die literarisch gehobene politische Reiseberichterstattung pflegt, beispielsweise Richard Kapuscinski Jahrzehnte später.

„Albert Londres ist eine Nummer für sich. Man stelle sich einen Egon Erwin Kisch vor, der nicht aus Prag stammt – das geht nicht –, also man denke sich einen gebildeten Mann, der von einer großen Reporterleidenschaft wirklich besessen durch die Welt getrieben wird. Londres ist ein Reporter und nichts als das: keine langatmigen Untersuchungen, keine exakten Dokumente, sondern: Wo ist etwas los? Ich will dabei sein! Ihr werdet lesen“, so urteilt Tucholsky alias Peter Panter 1925 in der „Weltbühne“.

Die drei Reportagen – „China aus den Fugen“ (1922), „Ashaver“ (1929/1930) und „Perlenfischer“ (1931) – sind weniger journalistische Kunststücke als literarische Juwelen. Brillant geschrieben, von einer stilistischen Eleganz und formalen Vielfalt geprägt, reißen sie den Leser mitten hinein ins jeweilige Herz der Finsternis, nehmen ihn mit auf die Reise und übertragen diese Mischung aus kontemplativen Flanieren, Schauen und Beobachten und der Atemlosigkeit, wenn die Ereignisse sich überstürzen und der Reporter sich plötzlich mitten im Auge des Sturms befindet.

Unbeteiligt, unvoreingenommen, aber niemals distanziert blickt Londres, der seine Reporterkarriere beim Matin begann, später bei Le Petit Journal und bei Excelsior zu einem der bestbezahlten seiner Zunft wurde, auf die örtlichen Begebenheiten, auf die politischen Unruhen, die Ränke der Machthaber, das alltägliche Leid der Unterdrückten, gemäß seinem Wahlspruch: „Notre rôle n’est pas d’être pour ou contre, il est de porter la plume dans la plaie. - Unsere Rolle besteht weder in einem Dafür noch einem Wider, wir müssen die Feder an die Wunde setzen.”

Dies tut Londres mit etlichen Berichten, die für Aufsehen, politische Diskussionen und Veränderungen sorgen, sei es über die französischen Straflager in Französisch-Guayana, die Zustände in Nervenheilanstalten oder aber auch sein Bericht über die Tour de France, wo er als einer der ersten einen Dopingfall aufdeckt.

Zwar betont er von sich selbst, ein Reporter sei stets unvoreingenommen, kenne keine Linie, außer der einzigen, der Eisenbahnlinie – doch Londres, so mag man wie Marko Martin im Nachwort des Buches vermuten, ist ein „Herzens-Anarchist“. Zuweilen verlässt er die Position des Beobachters und wirbelt gehörig mit, rettet nebenbei eine Kurtisane (China aus den Fugen) oder ermahnt die Perlenketten tragenden Damen angesichts ihres Schmucks (Perlenfischer) nicht zu vergessen, wieviel Blut das Geschmeide die ausgebeuteten Perlentaucher kostet. Auch wenn sich Albert Londres wohl gerne weltläufig und leicht kaltschnäuzig gab – er war nicht „nur“ ein Reporter, sondern mehr als das – spürbar wird dies in der umfangreichsten der drei Reportagen, in „Ashaver ist angekommen“. Obwohl kein Jude, wird die Sympathie des Reporters für das jüdische Volk in diesem Bericht, der ihn rund um die Welt führt, mehr als deutlich. Schon das Unternehmen an sich ist von einem sagenhaften journalistischen Ehrgeiz – Londres reist 1929 über London in die Tschechei, die Karpaten und weiter via Czernowitz, Lemberg und Warschau nach Palästina. Er schildert die bedrückende Situation der Ostjuden, die Armut, die Ausgrenzung, die ewige Flucht, aber auch die Kluft zwischen orthodoxem Judentum und den jungen Zionisten, für die Palästina gleichzeitig Sehnsuchtsort und Heilsversprechen ist.

Auch für Londres ist dies Endpunkt der Reise, dort angekommen, gerät er mitten hinein in das politische Spannungsfeld zwischen Engländern, Arabern und Juden. Die Reportage entstand weniger Jahre vor Londres Tod, der 1932 bei einem Schiffsunglück im Golf von Aden ums Leben kam, und ist sicher eines seiner Meisterstücke. Zudem ist es eine eingehende Abbildung der bedrückenden Lebenssituation der osteuropäischen Juden kurz vor dem Massenmord.

„Polen, Rumänien sind aus Rußland hervorgegangen. Aber Polen und Rumänien haben aus Rußland ihren Vorrat an Antisemitismus erworben. Ein Jude ist dort immer ein Jude. Unter Umständen ist er ein Mensch, aber in jedem Fall ist er weder Pole noch Rumäne. Und wenn er Mensch ist, dann muss man ihn daran hindern, groß zu werden. Von der ganzen Geschichte der Juden hat Osteuropa nur die von Hiob behalten. (…). Das jüdische Problem ist kompliziert, aber ich glaube, daß es sich in einer Frage nach der Luft zusammenfassen läßt. Atmen oder nicht atmen können. Nicht mehr und nicht weniger.“

Londres, Albert, „Ein Reporter und nichts als das“, Aus dem Französischen von Petra Bail und Dirk Hemjeoltmanns (Ahasver ist angekommen), Die andere Bibliothek, Bandnummer: 348, ISBN: 9783847703488.

Michel de Montaigne: Tagebuch der Reise nach Italien über die Schweiz und Deutschland von 1580 bis 1581

“Es ging mir ab wie geschmiert. Insoweit erleichterte es meinen Körper ungeheuer.”

Auch Philosophen sind den körperlichen Bedürfnissen unterworfen. Hierin macht Michel de Montaigne (1533-1592), der französische Tausendsassa – Jurist, Politiker, Humanist (damals ging das vielleicht noch zusammen) - keine Ausnahme. Was ansonsten nicht so geschmiert lief auf der Reise nach Italien – dies zeigt Klaus Krolzig in seiner Besprechung eines spät veröffentlichten Werkes des französischen Essayisten auf. Und stellt dem Schriftsteller Montaigne gleich die passende Diagnose aus.

Montaigne - Tagebuch 417 Monate und 8 Tage dauert die Reise, die Montaigne  am 22. Juni 1580 beginnt und über die er präzise Tagebuch führt. Nach seiner Rückkehr im November 1581 stürzt sich Montaigne in die Politik, als er zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt wird.  Das Tagebuch verschwindet in einer Truhe in seinem berümten Schloß. Dort taucht es im 18. Jahrhundert wieder auf. Abschriften werden angefertigt, doch das Original geht auf mysteriöse Weise verloren. Der Anfang dieses Reisetagebuches fehlt bis heute. Die Geschichte der verspäteten Auffindung des Manuskripts, das rätselhafte Verschwinden des Originals und seine Publikation, schon dies gleicht einem Kriminalroman. Oder auch einer Reise. Denn erst 178 Jahre nach dem Tod des Autors, als das Tagebuch 1770 entdeckt wird, publiziert der bekannte Enzyklopädist Jean Baptiste le Rond d’Alembert erstmals das Werk in seiner Gesamtheit.

Die Tatsache, daß Montaignes Reisetagebuch bisher relativ gering geschätzt wurde, hängt vielleicht mit seiner komplizierten Struktur zusammen. Das Werk bricht in zwei Teile auseinander. In jenen Teil, den Montaigne selbst verfasst hat, sowie  in einen Teil, den ein Unbekannter geschrieben hat. Wer dieser Unbekannte ist, der immerhin die ersten 200 Seiten dieser Reise protokollierte, ist in der Forschung bis heute umstritten. Für Hans Stilett muß es ein Sekretär gewesen sein, der vielleicht nach dem Diktat von Montaigne die erste Hälfte der Reise beschrieben hat.

Jetzt aber machen wir uns auf den Weg:

Nach sieben Meilen Reise erreichen Montaigne und seine  Begleiter zunächst  Vitry-le-Francois, wo man ihnen Denkwürdigkeiten erzählt. Etwa von ein paar Mädchen, die sich der ihnen zugewiesenen Frauenrolle radikal verweigerten: “Sieben, acht Mädchen hatten den Plan ausgeheckt, sich als Männer zu verkleiden und ihr Leben  in der Öffentlichkeit so getarnt fortzuführen” . Wofür sie, wie der Sekretär trocken anmerkt,  “wegen der gesetzwidrigen Praktiken, mit denen sie dem Mangel ihres Geschlechts abzuhelfen suchten, erhängt wurden.”

Als Leser muß man schon eine gewisse Geduld aufbringen, wenn man vor allen Dingen während des Aufenthaltes Montaignes in den Bädern von Lucca seitenlang alle Details zu lesen bekommt über das, was er zu sich genommen und was er von sich gegeben hat.

“Es ging mir ab wie geschmiert. Insoweit erleichterte es meinen Körper ungeheuer.”

Montaignes Reise nach Italien ist keine Bildungsreise. Die Reise findet ihren Sinn vielmehr im Unterwegssein. Er beschreibt alles, was er um sich herum und in sich selbst vorgefunden hat, insofern stilistisch eine Fortführung seiner berühmten Essais. Die Reise nach Italien ist nicht zuletzt eine Reise zu den berühmtesten Kurbädern der Spät-Renaissance.  Zugleich sind diese Tagebucheintragungen das Protokoll eines Kranken, der nie müde wird, seine körperlichen Zustände bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Seit 1577 leidet Montaigne an Nierensteinen und damit verbundenen Koliken.

“Am 24. schied ich früh morgens einen trüben Urin aus, der schwärzer war, als ich ihn je gesehen hatte. Dazu einen kleinen Stein. Dies beendete aber keineswegs den Schmerz, den ich unterhalb des Nabels und im Glied verspürte. Am 26. löste sich ein Stein, der jedoch in der Harnröhre stecken blieb. Von da an hielt ich bis zum Mittagessen den Urin zurück, denn ich wollte dessen Druck verstärken. So konnte ich schließlich den Stein ausstossen, nicht ohne Mühsal mit ziemlichem Blutverlust zuvor und danach. Er war groß und lang wie ein Tannenzapfen. An einem Ende aber wies er eine Verdickung auf, die einer Eichel glich. Um die ganze Wahrheit zu sagen: er hatte haargenau die gleiche Form meines Schwanzes.”

Da ich beruflich fast täglich mit Patienten zu tun habe, die an Nierensteinen und dessen Folgen zu leiden haben, habe ich  die genaue Beobachtung  seiner Krankheitssymptome mit größtem Interesse zur Kenntnis genommen. Anhand dieser Beschreibungen würde man heute eine Nephrolithiasis und Urolithiasis mit Dysurie und Harnwegsinfekten diagnostizieren, medikamentös und operativ ohne Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.  Unter den damaligen Umständen jedoch eine Krankheit, die für Montaigne den sicheren Tod bedeutete. Mit der Deutung eines anderen Symtoms lag Montaigne jedoch ziemlich daneben:

“Als ich im Bad die Dusche auf den Unterleib gerichtet hielt, schien mir dies die Blähungen auszutreiben. Zugleich ging die Schwellung meines rechten Hodens eindeutig zurück, an der ich sehr oft leide. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, daß die Schwellung von den Fürzen herrührt, die sich im Hoden verfangen.”

Die Reiseroute führt  über Frankreich in die Schweiz, wo man von Basel aus den Rhein überschreitet und nach Deutschland kommt. Die weiteren Stationen sind Lindau, Kempten, Füssen und Augsburg. Über die Deutschen heißt es,  “Sie haben die gute Eigenschaft, vom ersten Wort an zu sagen, welchen Preis sie verlangen: Handeln hat da wenig Zweck. Sie sind zwar Prahlhänse, Choleriker und Trunkenbolde, aber, sagte der Herr de Montaigne, weder Betrüger noch Spitzbuben.”

Anekdotenreich beschreibt Montaigne seinen Aufenthalt in Augsburg.

“Nach Aussage der Augsburger gibt es in der Stadt zwar Mäuse, aber keine Ratten, von denen das übrige Deutschland heimgesucht wird. Darüber erzählen sie zahlreiche Wunder. So schreiben sie ihre Bevorzugung einem dort beigesetzten Bischof zu; und von der Erde seines Grabes, die sie in haselnußkleinen Klümpchen verkaufen, behaupten sie, daß sie überall, wo man sie ausstreue, das Ungeziefer vertreibe.”

(Anmerkung der Blogbetreiberin, wohnhaft in Augsburg: Dies ist auch heute noch gängige Praxis.)

Weiter geht es über Süd-Tirol nach Venedig. Kurz vor Florenz muß  die Reisegesellschaft einen Angriff marodierender Banditen abwehren. Während eines ersten Aufenthaltes in Rom besucht Montaigne die antiken Stätten, wohnt einer Teufelsaustreibung bei, begutachtet die ausgestellten Häupter der Heiligen Petrus und Paulus und prüft skeptisch das Gesicht Christi auf dem Schweißtuch der Veronika.  Das Beschneidungsritual der Juden wird ebenso nüchtern beschrieben wie der Fußkuss beim Papst.

Hier endet das vom Sekretär Montaignes verfasste Tagebuch und Montaigne selbst greift nun zur Feder. Warum er seinen Sekretär in Rom entlassen hat bleibt offen. Die Reise war in Rom zu Ende. Hier hat er sich bis auf einen zwischenzeitlichen Abstecher in die Bäder von Lucca monatelang aufgehalten.  Das Tagebuch ist vor allem auch ein wertvolles Stück Zeitgeschichte, eine Alltagsgeschichte aus der Spät-Renaissance.

Ergänzt wird der reich illustrierte und schön gesetzte Band der Anderen Bibliothek durch ein kluges Vorwort des Übersetzers und zahlreichen Anmerkungen zum Textverständnis.

“Tagebuch der Reise nach Italien über die Schweiz und Deutschland von 1580 bis 1581”, erschien im Januar 2014 als 349. Band der Anderen Bibliothek. Übersetzt aus dem Französischen, mit einem Essay, Anmerkungen und Register von Hans Stilett,  492 Seiten, 38 Euro.

“So habe ich gerade mit großem Interesse die Reisebeschreibungen Montaignes gelesen:  Sie bereiteten mir an manchen Stellen noch mehr Vergnügen als selbst seine Essais.”

J.W. v. Goethe

Ein Beitrag von Klaus Krolzig

TRIO 7: Von reisefreudigen Briten und einige Sätze in eigener Sache

„Ich könnte sagen, daß mich keine menschliche Begegnung wirklich überrascht, wäre da nicht diese eine Sorte von Mensch, auf die ich fortgesetzt stoße und die in mir jedesmal ein belustigtes Staunen auslöst. Ich meine die alte Engländerin, die meistens mit entsprechenden Mitteln allein lebt und überall in der ganzen Welt zu finden ist, selbst an Orten, wo man sie am wenigsten vermutet. Man wundert sich schon kaum mehr, wenn man hört, daß in der Villa auf dem Hügel am Rande einer kleinen italienischen Stadt eine Engländerin wohnt, die einzige, die es weit und breit gibt, und wenn einem eine einsame Hazienda in Andalusien gezeigt wird, muß man beinahe darauf gefasst sein, daß dort seit vielen Jahren eine alte Engländerin lebt. Mehr ist man schon überrascht zu erfahren, daß die einzige weiße Person in einer gottverlassenen Stadt mitten im ländlichen China kein Missionar, sondern eine Engländerin ist und da für sich lebt, keiner weiß, weshalb.“

W. Somerset Maugham, aus der Erzählung „Die alte Engländerin“.

Es sind jedoch nicht nur die alten Engländerinnen, die an jeder Ecke des Globus auf einen lauern – auch deren männliches Pendant ist weit verbreitet. Eine Reise ohne Anekdoten von Zusammentreffen mit Engländern kann eigentlich nicht wahrhaft als Reise bezeichnet werden. Gleichwohl an welche Ecke der Welt es einen verschlägt, man kann sich sicher sein: Ein Angehöriger des Vereinigten Königreiches war bereits da, ist immer noch da oder wird gleich kommen. Als ob ihnen die eigene Insel immer wieder zu eng wird, zählen sie mit Sicherheit zu den reiselustigsten Völkern.
Unter Elizabeth I. & Co. eroberten sie die Welt noch mit ihrer Flotte, unter der heutigen Lizzie mit ihren Badelaken. Und nicht von ungefähr machte der Franzose Jule Vernes in seinem Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ einen britischen Gentleman, Phileas Fogg, zur Hauptfigur.
Mag man den „Playa del Ingles“ jedoch innerlich verfluchen und vermeiden, die Reisefreudigkeit der Briten hat auch ihre guten Seiten: Nicht nur die englische Küche, auch die englische Literatur wurde dadurch unendlich bereichert. Im literarischen Trio stelle ich heute drei Beispiele solcher reisender und schreibender Briten vor – drei Männer, drei Generationen, und doch durch eine literarische Tradition und freundschaftliche Bande miteinander verknüpft. Und zwischendrin schmuggle ich noch eine Information in eigener Sache rein, über die ich mich freue wie über jedes Treffen mit einem Reise-Briten…

maugham 001William Somerset Maugham:
„Was kann einer von England wissen, der nur England kennt?“, diese Frage lässt William Somerset Maugham in einer seiner Erzählungen fallen. Maugham (1874-1965) selbst war ein Kosmopolit, wie er im Buche steht: Geboren als Sohn eines englischen Anwalts in Paris, studierte er später in Heidelberg, dann in London. Als Mitglied des MI5 kam er im Ersten Weltkrieg durch ganz Europa und die USA, aber auch als Zivilist unternahm er immer wieder ausgedehnte Reisen, unter anderem in die Südsee. Maugham, der als Kind zunächst nur französisch sprach und nach dem frühen Tod seiner Eltern erst im Alter von zehn Jahren zu Verwandten nach England kam, starb letztendlich in seiner wahren Heimat – an der französischen Riviera.

Unter den zahlreichen Erzählungen, die er neben seinen Romanen (zu denen mit „Der Menschen Hörigkeit“ einer meiner Favoriten zählt) schrieb, dominieren jene, die in die weite Welt entführen. Allerdings: Ein Zuckerschlecken, so scheint es, ist der Aufenthalt in tropischer Hitze oder der Südsee-Sonne für die meisten seiner Protagonisten nicht. Da sieden die Leidenschaft, da kocht das Blut. Mord, Mesalliancen und Malaria strecken reihenweise Ladies&Gentlemen nieder, es wird geliebt, gelitten, gestritten, gemeuchelt, gemordet und dazu vor allem viel gesoffen, um der Langeweile des Kolonialalltags zu entkommen. Neben den Kolonialgeschichten dominieren das erzählerische Werk des W. S. Maugham die Erzählungen rund um den Schriftstellerspion Ashenden: Einige der schreibenden Kollegen und Nachfolger Maughams haben sich da abgeguckt, wie man wirklich schön schreibt. Denn William Somerset Maugham war nicht nur ein lakonischer, aber immer auch freundlich gestimmter Beobachter menschlicher Umtriebe, sondern daneben auch einer, der ebenso elegant wie bissig-humorvoll schreiben konnte.

William Somerset Maugham, „Gesammelte Erzählungen“, Zwei Bände in Kassette, Diogenes Verlag, ISBN 978-3-257-06490-2

Zwei Kostproben:

Aus der Erzählung „Das runde Dutzend“:
„So ist das mit dem Ruhm“, meinte er bitter. „Wochenlang war ich der Mann in England, über den am meisten gesprochen wurde. Schauen Sie mich doch an. Sie müssen meine Fotografien in den Blättern gesehen haben. Mortimer Ellis.“
„Tut mir furchtbar leid“, sagte ich und schüttelte den Kopf.
Er machte eine kleine Pause, um seiner Eröffnung Wirkung zu verleihen.
„Ich bin der berühmte Bigamist.“

Aus der Erzählung „Der schöpferische Impuls“:
„Denn es muß festgestellt werden, daß es bei Mrs. Albert Forrester ungewöhnlich gutes Essen, ausgezeichnete Weine und vorzügliche Zigarren gab. Jedem, der literarische Gastfreundschaft genossen hat, muss dies bemerkenswert erscheinen, denn literarische Menschen denken in der Regel hoch und leben einfach; ihre Seele ist mit geistigen Dingen beschäftigt, und sie bemerken nicht, daß der Braten hart ist und die Kartoffeln kalt. Das Bier mag noch angehen, aber der Wein ist eher ernüchtern, und sich an den Kaffee heranzuwagen ist nicht ratsam.“

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Wie William Sommerset Maugham war auch Patrick Leigh Fermor (1915-2011) ein Reisender, ein Schreibender und ein Spion – er arbeitete für den SOE (Special Operation Executive). In Griechenland gilt er bis heute noch als Held – Fermor organisierte aus dem Untergrund heraus den Widerstand gegen die Nazis und war 1944 wesentlich beteiligt an der Entführung des dortigen Befehlshabers Heinrich Kreile nach England.

Fermor, Sohn eines Geologen, reiste schon früh durch die Welt – auch ihm war die Wanderlust in die Wiege gelegt worden. Die Wanderlust pflegte er im buchstäblichen Sinne: Sein Hauptwerk sind jene drei Bücher, in denen er seine Fußwanderung nach Konstantinopel festhält. Die Reisebücher, allesamt erst lange nach der Wanderung geschrieben und erschienen, sind nicht nur für Wandervögel ein Genuss. Bereichert durch das immense politische und kulturelle Wissen des Schriftstellers sind sie wahrhaftige Literaturreisen, auf die man gerne mitgenommen wird.

Unter diesen Perlen ragt der einzige Roman, den der Autor, Spion im Dienste Ihrer Majestät, der 2004 geadelt wurde, wie ein kleines schillerndes literarisches Juwel hervor. “Die Violinen von Saint-Jacques” (das englische Original erschien 1953) erzählt vom Untergang einer Antilleninsel Ende des 19. Jahrhunderts. Vom Vulkanausbruch, der eine französische Kolonialgemeinschaft mit sich reißt, berichtet Jahrzehnte später die einzig Überlebende. Ihren jungen Zuhörer entführt sie ebenso wie die Leser dieses Romans zu einem sprachlich opulenten Ausflug in eine buchstäblich versunkene Welt. Patrick Leigh Fermor schwelgt in Dekor und Details im Stil eines Oscar Wilde. Französische Eleganz, karibische Exotik, Liebe, Leidenschaft und Lavahitze: Eine kleine Geschichte (190 Seiten), ganz nah am Kitsch im positiven Sinne, die einen mit ihrer Anmut vollständig aus dem Alltag entreißen kann.

Patrick Leigh Fermor, „Die Violinen von Saint-Jacques“, Neuauflage 2013, Dörlemann Verlag, ISBN 9783908777977.

Für mich als Bloggerin eine wunderschöne Sache - das Bücher Magazin (www.buecher-magazin.de) veröffentlichte meine Besprechung des Romans in seiner aktuellen Ausgabe. Die Anfrage, eine Rezension über ein Buch meiner Wahl zu schreiben, löste bei mir bereits helle Freude aus. Damit jedoch nicht genug – vorgestellt wird in einem eigenen Beitrag von der Redaktion auch der Literaturblog Sätze&Schätze. Ich fühle mich richtig gebuchpinselt!

3-596-10364-9Bruce Chatwin:
Am 18. Januar 2013 jährt sich sein viel zu früher Tod zum 25. Mal. Chatwin blieb wenig Zeit zu schreiben: Der 1940 in Sheffield geborene Schriftsteller starb bereits 1989 in Nizza. Mit 18 Jahren begann Chatwin als Botenjunge bei „Sotheby`s“ – und war wenige Jahre später dort verantwortlich für die Abteilung für impressionistische Kunst. Dort wie später bei seiner Stelle bei der Sunday Times hielt es ihn jedoch nicht lange. Ihn zog es auf Reisen und zum Schreiben: Sein Vorbild war Patrick Leigh Fermor, zu dem ihn eine enge Freundschaft verband. Chatwins Asche wurde neben einer kleinen Kirche auf der griechischen Halbinsel Peloponnes, wo Patrick Leigh Fermor lebte, beigesetzt.

Titel seines ersten Buches war „In Patagonien“, wo er sich nach der Kündigung bei der Sunday Times aufhielt, eine Besprechung seines bekanntesten Buches, „Traumpfade“, findet sich auf dem Blog unter diesem Link:
http://saetzeundschaetze.com/2013/11/23/bruce-chatwin-traumwandlerisch-schreiben-vom-reisen-und-der-ruhelosigkeit/

Judith Schalansky: Taschenatlas der abgelegenen Inseln (2011).

19012-Schalansky-Taschenatlas Inseln.indd“Dieser Atlas ist somit vor allem ein poetisches Projekt. Wenn der Globus rundherum bereisbar ist, besteht die eigentliche Herausforderung darin, zu Hause zu bleiben, und die Welt von dort aus zu entdecken.”

Judith Schalansky im Vorwort zum “Taschenatlas der Abgelegenen Inseln”. Das Buch gibt es inzwischen auch als Taschenbuchausgabe -  ein schönes Weihnachtsgeschenk für von Fernweh Geplagte…
Judith Schalansky, “Taschenatlas der Abgelegenen Inseln”, S. Fischer Verlag, Preis € (D) 14,99 | € (A) 15,50 | SFR 21,90, ISBN: 978-3-596-19012-6

Wie schön, dass uns Judith Schalansky an ihren Entdeckungsreisen - seien es zu Inseln rund um den Globus oder auch zur heimischen Flora und Fauna - immer wieder teilhaben lässt. Vor der Fahrt zu den abgelegenen Inseln muss man jedoch gewappnet sein. Es erwartet uns kein Tripp auf die Malediven mit Vollpension, weißem Muschelstrand, dezenter Musik und immer während blauem Himmel. “Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch.”

Und auf den meisten Inseln, die Judith Schalansky vorstellt, geht es eben mehr oder weniger höllisch, selten jedoch himmlisch zu: Kaum auszuhalten auf dem Eiland “Einsamkeit” im Nordpolarmeer, Iwojima, gezeichnet von den Spuren des Krieges und bekannt aus Clint Eastwoods gleichnamigen Film. Oder St. Helena - muss man nicht mehr viel zu sagen. Napoleon war es dort furchtbar öde.

Verschwundene Seefahrer, abgestürzte Pilotinnen, abgesetzte Diktatoren: Inselgeschichten wimmeln vor Tragik. Judith Schalansky hat zu jedem Eiland ein wunderbares Portrait geschrieben: Kurz, knapp, präzise, pointiert. So schön lesbar und unterhaltsam, dass man eigentlich gottfroh ist, diese Inselgeschichten in aller Sicherheit zuhause lesen zu können, ohne auf große Abenteuerfahrt zu müssen. Jahrelang hat die Autorin dafür in Bibliotheken und Archiven recherchiert, Karten und Begleitmaterial studiert - dafür gebührt ihr eigentlich auch Dank von jedem Reiseveranstalter: Ein Atlas an Orte, an die man niemand leichtfertig hinsenden sollte.

Trotzdem ruft der Begriff “Insel” bei vielen Menschen zunächst Sehnsüchte wach, ruft Bilder von Blumenkränzen und Hulahoop-Reifen hervor. Bestes Beispiel: Meine Buchhändlerin. Beim Abkassieren verlor sie mit dem Blick auf das Buch minutenlang jede Aufmerksamkeit. Raffinierterweise ist die Taschenbuchausgabe auch aufgemacht wie ein kleiner Langenscheidt. “Ach, Inseln, Urlaub! Wo steht das Buch?” - “Ja, hier bei Ihnen - hinten in der Ecke für besondere Bücher!” - “Ich muss mal wieder weg, das hole ich mir.” - “Ähmm, das ist kein Reisebuch…”. War ihr nicht zu vermitteln, dass das zwar ein tolles Buch ist, aber die Reiseziele nicht zu empfehlen sind - das Wort Insel überdeckte alles.

Jedenfalls - der Taschenatlas ist ein schöner Leseausflug. So oder so. Und das muss man auch mal schaffen: Mit zwei Büchern in enger Zeitfolge von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet zu werden. Judith Schalansky ist es gelungen - mit ihrem Atlas der abgelegenen Inseln, zunächst erschienen bei mare. Das Buch gibt es nun auch als Taschenatlas beim Fischer Verlag. Und natürlich mit “Hals der Giraffe” (Link zur Besprechung) bei Suhrkamp. Beides wunderschöne Bücher, habtisch, optisch, inhaltlich - Judtih Schalansky schreibt einen blendenden Stil, hat einen Sinn für das Skurrile und viel trockenen Humor. Schalansky, die Kunstgeschichte studiert hat, widmete sich zunächst dem Buchdesign - was ein Glück, möchte man sagen, dass sie auch selber schreibt. Eine, die beides kann - eine Wortbildkünstlerin.

Und weil es jahreszeitlich so gut passt, hier ein kurzer Ausflug zur Weihnachtsinsel:
“Die Regenzeit lockt sie aus ihren Höhlen. Jedes Jahr im November machen sich 120 Millionen geschlechtsreife Krabben auf den Weg zur See. Ein roter Teppich breitet sich über die Insel aus. Mit Tausenden von Schritten krabbeln sie über Asphalt und Türschwellen, klettern über Mauern und Felswände, schieben ihre feurigen Panzer auf zwei starken Scheren und acht dünnen Beinen seitwärts zur See und werfen kurz vor Neumond ihre schwarzen Eier in die Brandung. Nicht alle kommen ans Ziel. Ihr Feind lauert überall: Woher er kommt, weiß niemand genau. Irgendwann war die Gelbe Spinnerameise da, von Besuchern eingeschleppt. Die Invasoren sind nur vier Millimeter groß, aber ihre Armee ist vernichtend. (…) Auf der Weihnachtsinsel herrscht Krieg.

Bruce Chatwin: Traumpfade (1987).

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Bild: Colleen Wallace Nungari

Sie hatte nie linguistische Studien betrieben. Doch ihre Arbeit an dem Wörterbuch hatte ihr Interesse für den Mythos von Babel geweckt. Warum hatte es zweihundert Sprachen in Australien gegeben, wenn das Leben der Aborigines so gleichförmig gewesen war? Ließ sich das wirklich mit dem Stammessystem oder der Isolation erklären? Bestimmt nicht! Sie begann sich zu fragen, ob die Sprache selbst nicht vielleicht mit der Verbreitung verschiedener Spezies über das Land zusammenhing.
„Manchmal“, sagte sie, „bitte ich Old Alex, eine Pflanze zu benennen, und dann antwortet er: „Kein Name“, was bedeutet: „Die Pflanze wächst nicht in meinem Land.“
Dann suchte sie einen Informanten, der als Kind dort gelebt hatte, wo die Pflanze wuchs – und fand heraus, dass sie doch einen Namen hatte.
Das „trockene Herz“ Australiens, sagte sie, sei ein Puzzle aus Mikroklimata, verschiedenen Bodenmineralien und verschiedenen Pflanzen und Tieren. Ein Mann, der in einem bestimmten Teil der Wüste aufgewachsen war, kannte dessen Flora und Fauna. Er wußte, welche Pflanze das Wild anlockte. Er kannte seine Wasserstellen. Er wußte, wo Knollen unter der Erde waren. Mit anderen Worten: indem er alle Dinge in seinem Territorium benannte, konnte er immer damit rechnen, zu überleben.
„Aber wenn man ihn mit verbundenen Augen in ein anderes Gebiet führt“, sagte sie, „könnte es passieren, dass er sich verirrt und verhungert.“
„Weil er die Orientierung verloren hat?“
„Ja.“
„Sie glauben, dass der Mensch sein Territorium macht, indem er die Dinge darin benennt?“
„Genauso ist es!“ Ihr Gesicht leuchtete auf.
„Die Grundlage für eine universelle Sprache kann es also nie gegeben haben?“
„Genau! Ganz genau!“

Wendy sagte, auch heute noch würde eine Aborigine-Mutter, wenn sie bei ihrem Kind die ersten Sprechversuche bemerke, ihm die Dinge des jeweiligen Landes in die Hand geben: Blätter, Früchte, Insekten und so weiter.
Das Kind an der Brust seiner Mutter wird mit dem Ding spielen, zu ihm sprechen, seine Zähne an ihm erproben, seinen Namen wiederholen – und es schließlich wegschieben.

„Wir geben unseren Kindern Gewehre und Computerspiele“, sagte Wendy. „Sie geben ihren Kindern das Land.“

Bruce Chatwin, „Traumpfade“.

Schon vor einigen Jahren habe ich die „Traumpfade“ von Bruce Chatwin das erste Mal zur Hand genommen. Ich versuchte, die Reise durch das Innere Australiens mit dem Kopf zu nachzuvollziehen. Beim Lesen reisen. Ich wollte die Logik der „songlines“ und „walkabouts“ verstehen.
Ich meinte, den Weg mit meinem Kompass erschließen zu können. Mystik und Spiritualität sind auf diesem Kompass nicht allzu großgeschrieben.

So blieb mir die Erzählung fremd. Die Traumpfade haben sich mir nicht erschlossen.

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Dieser Tage habe ich mich wieder auf die Reise mit Bruce Chatwin gemacht.  Es ist ein anderes Lesen als vor zehn Jahren. Nicht, dass ich die Magie der Lieder jetzt besser verstünde. Ein Buch allein kann nicht der Schlüssel zu einer anderen Kultur sein. Zumal die Kultur der Aborigines Zonen hat, die von anderen nicht einmal betreten werden sollen.

Aber, frei nach Kafka: Ein Buch kann die Axt sein, für andere Dinge, die festgefroren sind in uns. Das gefrorene Meer in mir, meine kleine Eisscholle, das war der Anspruch, Dinge mit meiner Logik, die natürlich geprägt ist von meiner Herkunft, meiner Gesellschaftsform, meinem Kulturkreis, meiner Prägung, usw., erfassen zu müssen und zu können.

Vielleicht ist dies mein Schlüssel, der mir dieses Buch jetzt erst öffnet: Ich akzeptiere, dass ich nicht alles verstehen können muss. Ich verstehe, dass es Zonen der Kultur, des Denkens, des Lebens gibt, die ich nicht betreten kann. Ich nehme das Anderssein der Anderen an. Wenigstens in der Literatur. Und plötzlich kann ich dieses Buch lesen.

Auch wenn das Verstehen nicht gegeben ist, so kann es doch Verständnis und eine Art Verständigung geben. Dies ist es, was ich aus der Reise mit Chatwin schöpfe.

Die Sprache ist eine Sache der Logik. Sie ermöglicht eine Verständigung zwischen zwei verschieden logisch strukturieren Systemen nicht. Die Musik ist eine Sprache der Intuition. Sie macht Verständnis möglich, wo das Sprechen versagt.

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Mit einer songline beschreiben die Aborigines die australische Landkarte. Die Lieder werden an die Nachkommen weitergegeben. Sie umreißen das Land, seine Mythen und heiligen Stätten. Und auch, wenn die Dialekte und Sprachen am anderen Ende des Kontinents für einen anderen Ureinwohner des Kontinents unverständlich sein mögen – dort wo die Worte ihre Grenzen haben, spricht das Lied, die Melodie zu ihnen. Man muss nicht sprechen, um richtig zuhören zu können. Und es gibt eine Sprache, die jeder verstehen kann, wenn die Intuition noch nicht ganz im Zivilisationsmüll verloren ist. Es ist die Sprache der Musik.

Wir können noch so viel sagen, und verstehen einander nicht. Aber die Musik kann manchmal eine Sprache sein, die die Axt ist, die das Eismeer zwischen uns zerschlägt.

Das Leben jedes Menschen hat eine Grundmelodie. Wir haben unsere eigenen songlines. Wir haben auch unsere Traumpfade. Für Bruce Chatwin war die Melodie des Lebens das Reisen. „Traumpfade“, ein Klassiker der modernen Reiseliteratur, ist das Buch, mit dem er weltberühmt wurde und einen „Australien“-Boom auslöste. 1982 landete Chatwin in Sidney und begab sich auf seine persönliche Odyssee. Auch er mit dem Anspruch, zu verstehen, wie eine songline funktioniert. Letztendlich schreibt er jedoch ein Buch, das mehr von der Rastlosigkeit des ewig Reisenden und Suchenden handelt. „Traumpfade“ erschien 1987 unter dem Titel „The Songlines“ in der englischen Originalausgabe. Einer der wenigen Fälle, da es die deutsche Übersetzung besser trifft: Am Anfang ist zwar die Suche nach dem Lied. Aber das Buch handelt vom Traum des nichtsesshaften, nicht an Besitz gebundenen, nicht unterdrückten Menschen. Es handelt auch vom Traum von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

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Die chronologische, reportagenhafte Erzählung wird unterbrochen von zahlreichen Notizen, Zitaten weiterer Reisender, Anekdoten von anderen Trips Chatwins, Einschüben und Textsprengseln. Es ist ein intuitives Erzählen, das auch das gedankliche Sprunghafte und die Ruhelosigkeit des Autors, des Reisenden, der zahllose Eindrücke aufnimmt, spiegelt. Die Beschreibungen der Weite des Kontinents, der überwältigenden Landschaft, aber auch die Szenen in Bars und in den „Reservaten“, sind großartig. Chatwin zeigt die Arroganz und den Rassenhass der Weißen, die Beschränktheit der Missionare und ihrer modernen Nachfolger, der Sozialarbeiter, beschreibt die Armut und Resignation der Ureinwohner packend, schildert aber auch eindrückliche menschliche Begegnungen. Zuweilen auch amüsant – beispielsweise die Szene, in der eine Ladenbesitzerin geschickt einem naiven amerikanischen Ehepaar „Traumbilder“ verkauft – jene Kunst der Aborigines, ihre Sagen, Mythen und Träume auf Leinwand zu bannen (siehe Bilder).

Chatwin blieb wenig Zeit zu schreiben: Der 1940 in Sheffield geborene Schriftsteller starb bereits 1989. In der kurzen Lebensspanne, die ihm vergönnt war, schrieb er etliche Reiseberichte und Romane über das Reisen – „Traumpfade“ ist letztendlich mehr traumwandlerischer Roman denn Sachbuch. Das Buch blieb später nicht unumstritten (siehe dieser Artikel in der Zeit: http://www.zeit.de/2000/21/200021.chatwin_.xml).

Dem Schriftsteller historische Ungenauigkeit und mangelndes Kulturverständnis, insbesondere bei den Traumpfaden, vorzuwerfen, halte ich für merkwürdig. Ein Roman ist ein Roman ist ein Roman. Und kein Tatsachenbericht. Im Roman sind die Träume frei.

Und was bedeutet mangelndes Kulturverständnis? Wir können uns bemühen, zu verstehen. Wir können uns öffnen. Aber keiner kann wohl seine eigene songline verlassen. Chatwin beschreibt, was er sieht, er beschreibt, was ist, er beschreibt, wie es bei ihm ankommt.

Natürlich bleibt der Vorwurf bestehen, er habe die geheimsten Riten benutzt, veräußert, veröffentlicht. Träume soll man nicht stehlen. Aber teilen sollte man sie dürfen.