Sylvia Plath und ihr Spaßwunderbett

20161031_134012Gelesen wird sie immerzu, doch durch den aktuellen Roman von Connie Palmen, „Du sagst es“ ist sie wieder einmal mehr in aller Munde: Sylvia Plath. Wer sich der amerikanischen Schriftstellerin vor allem über ihre bekannteren Werke „Die Glasglocke“ und „Ariel“ nähert, der lernt vor allem die verzweifelte, melancholische Stimme dieser Frau kennen, die an sich und ihrer Umwelt, vor allem aber an ihrer manisch-depressiven Erkrankung litt.

Doch es gibt eine andere Seite jener talentierten Autorin, die vielleicht manche überraschen wird: Sylvia Plath verfasste ebenfalls zauberhafte Kinderbücher und Gedichte für Leser jeden Alters, oft ergänzt durch eigene Zeichnungen, die richtig reizend und auch witzig sind.

Bei der „Insel Bücherei“ wurde nun wieder das bezaubernde Gedicht „Das Bett-Buch“ aufgelegt, das Sylvia Plath 1959 erstmals veröffentlicht hatte: Die geeignete Bettlektüre für kleine und große Leser, die mit viel Phantasie ausgestattet sind.

Da geht es nicht um das

„…white little Tucked-in-tight little
Nighty-night little
Turn-out-the-light little
Bed -„

sondern da wird die Schlafstätte, eben „die richtige Art Bett“ wahlweise zum U-Boot, zum Düsenjet, gerne auch zum Freßbett, wenn der mitternächtliche Hunger kommt oder aber, wenn die Zeiten stürmischer und gefährlicher sind zum Panzerbett, mit dem man durch die Stadt rumpeln kann.

Zwar nicht gerade pädagogisch korrekt, aber liebevoll und unterhaltsam fordert Sylvia Plath Kinder dazu auf, im Bett gerne zu schreiben, zu malen oder Marmelade zu futtern: Wer eine bunte Bettwäsche hat, muss sich keine Sorgen machen, meint sie.

Und ein wertvoller Tipp für den nahenden Winter ist das Nordpol-Bett:

„Im Nordpol-Bett kannst Du
Auf Pelzen liegen
Das ist für Er-o-be-rer
Ein Riesenvergnügen, 

Und wenn Dir die Nase
so kalt wird wie Eis
Hält ein Einbau-Ofen
Die Zehen dir heiß.“

Wenn man dieses Gedicht liest, dann kuschelt man sich am besten selbst ein bisschen ein - aber nicht in so ein profanes „Turn-out-the-light“-Bett, sondern, wie Sylvia Plath empfiehlt, man lege sich für die Nachtruhe (und andere Dinge) ein „Spaßwunderbett“ zu.

 So, ich wünsch euch jetzt trotz Halloween süße Träume und tolle Bettgeschichten heute Nacht!

PS: „Das Bett-Buch“ wurde von Eva Demski in das Deutsche übertragen. Schön ist, dass neben der deutschen Übersetzung auch das englische Original zu lesen ist. Zudem macht der kleine Band so richtig viel Freunde auch durch die zauberhaften Illustrationen von Rotraut Susanne Berner.
Zu den Verlagsangaben:
http://www.suhrkamp.de/buecher/das_bett-buch-sylvia_plath_19424.html

Ihren eigenen Kindern konnte Sylvia Plath nicht mehr allzu lange selber vorlesen: 1963 nahm sie sich, erst 31 Jahre alt, das Leben. Ihre Tochter und ihr Sohn waren zu diesem Zeitpunkt drei Jahre beziehungsweise ein Jahr alt. 

Verfasst von

Das Literaturblog Sätze&Schätze gibt es seit 2013. Gegründet aus dem Impuls heraus, über Literatur und Bücher zu schreiben und mit anderen zu diskutieren.

4 thoughts on “Sylvia Plath und ihr Spaßwunderbett

  1. Wie süß! Und da ich demnächst Oma werde (ogottogott, bin doch noch gar nicht so alt), habe ich mir das Buch vorgemerkt. Die Eltern können ja dann das klebrige marmeladige Bettzeug waschen - aus der Nummer bin ich raus.😉 Wo kämen wir denn hin, wenn Kinder im Bett nur mucksmäuschenstill zu schlafen haben. Auf ins Abenteuerland, jawoll.

    Das Connie Palmen Buch ist ebenfalls notiert …

    Gefällt 1 Person

  2. Ja, das habe ich auch gerade mit Überraschung wahrgenommen und finde die Gestaltung mit den Illustrationen von der Berner sehr gelungen, bin jetzt aber neugierig auf Plaths eigene Kunst geworden („eigene Zeichnungen, die richtig reizend und auch witzig sind“) und werde gleich mal suchen gehen. Sylvia Plath ist von allen Seiten her noch unkartiertes Gelände bei mir, aber ha! ich bin ja noch jung… Die deutsche Version hält sich wacker, aber ich bin doch froh, dass ich mir das Original zu Gemüte führen kann. Gottlob gab’s da noch keine political correctness, und selbst das Panzerwäggelle-Bett verursacht mir keine Ohnmacht.

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