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Friedrich Ani: Der einsame Engel (2016)

Friedrich Ani bei „Literatur im Biergarten“ in Augsburg im Sommer 2015. © flo-job büro

Ein Beitrag von Florian Pittroff

Den Deutschen Krimi Preis gewinnt Friedrich Ani in Serie – so wie zuletzt im Januar mit dem Roman “Der namenlose Tag”, erschienen bei Suhrkamp.

„Wie war dein Wochenende?“, fragte sie, und obwohl sie keine Antwort erwartete, schaute sie mich an wie jemand, der am Wortetropf hing. Ich sagte: „Ich war monumental bebiert.“

So beginnt der neueste Roman „Der einsame Engel“ von Friedrich Ani. Hier steht eigentlich alles drin, was ich an Friedrich Ani so sehr liebe. Es ist die Sprache, es sind die Worte, die Wortschöpfungen und die Wortideen. Noch ein Beispiel:

„Schön war, dass sie nachts keine Fragen stellte, als ich am offenen Fenster  (…) stand, überwältigt von meinen Tränen, die all die Jahre ungeweint geblieben waren.“

Im Mittelpunkt des Plots steht ein Gemüsehändler, der unversehens verschwindet. Tabor Süden übernimmt die Ermittlungen nach einem Geschäftsmann. Seine Mitarbeiterin hat gemeldet, dass er verschwunden ist. Dabei stößt Süden auf Hinweise, dass der Vermisste Affären mit mehrere Frauen – auch mit Minderjährigen - hatte und dabei doch stets einsam blieb. Machtspielchen, Lügen und Intrigen, Schweigen und Ungerechtigkeiten: all das kommt an die Oberfläche.

Tabor Süden ermittelt also wieder einmal. Ich weiß nicht, der wievielte Roman mit diesem Charakter es ist. Für mich war es der Erste mit dem Protagonisten Tabor Süden. Und ich war von der ersten Zeile an begeistert und gefesselt. Die einzelnen Personen sind detailliert beschrieben und geschildert. Der Leser ist gleich drin im Geschehen – die Handlung ist spannend und kurzweilig. „Der einsame Engel“ ist ein scharfsinniger und gefühlvoller Krimi über das Fremdsein und die Einsamkeit in der Liebe und in anderen Beziehungen. Ani schreibt, versetzt sich in den Leser, der Leser fühlt sich in die Geschichte versetzt, erspürt die Gefühle der Geschichte, die Traurigkeit der Personen und die Atmosphäre.

Nicht wirklich was für Hardcore- Krimifans, die mehr so auf Entführung, Aktion und vom häufigen Schusswaffen-Gebrauch stehen. Die Bücher von Friedrich Ani sind ganz offenbar nicht das, was die Mehrheit der Leser unter einem normalen Krimi versteht. In “Der einsame Engel” wird nicht nur ein Fall gelöst, sondern Ani wagt auch den Blick auf die menschliche Seele.

Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

www.flo-job.de

3 Comments »

  1. Jetzt bin ich mal wieder total neugierig geworden durch den (Gast)Beitrag hier bei dir. Und dann noch das feine Foto unter dem Kastanienbaum… Ich freue mich drauf, etwas von Ani zu lesen:-)
    Liebe Abendgrüße,
    Birgit

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