Vea Kaiser: Makarionissi oder Die Insel der Seligen (2015).
Premiere – dies ist unsere erste Doppelbesprechung. Wir widmen uns dem Bestseller „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“. Und sind mal wieder nicht einer Meinung.
Birgit: Nein, es sind nicht die griechischen Buddenbrooks, die Vea Kaiser hier vorlegt. Sicher kein Jahrhundertwerk, das auch Generationen später noch zum literarischen Kanon gehören wird. Aber es ist ein schön zu lesendes Stück Unterhaltungsliteratur. Die Geschichte der beiden griechischen Kinder Eleni und Lefti, die einander versprochen sind und dann unter der griechischen Militärdiktatur doch so unterschiedliche Wege gehen, die heiraten, um der Armut (Lefti) und der Tyrannis (Eleni) zu entkommen, in Niedersachsen stranden, sich dort endgültig trennen, um sich erst Jahrzehnte später nach vielen Umwegen in Griechenland wieder als Freunde zu begegnen: Das ist die perfekte Sommerlektüre.
Die junge Österreicherin schreibt unterhaltsam, bildhaft, schöpft aus dem Vollen der griechischen Mythologie und bedient sich da frank und frei für ihren - trotz einiger tragischer Momente - locker-flockigen Generationenroman. Ein Flutschbuch im besten Sinne. Großartige Unterhaltung für überheiße Tage, auch wenn vom Buch vielleicht irgendwann nur die Ahnung zurückbleibt, dass man es einmal gern gelesen hat. Immerhin habe ich mir daraufhin auch „Blasmusikpop“ besorgt, ihren Debütroman, den ich sogar um einiges origineller finde - die Geschichte eines Dorfes, eines Bandwurms, der einen einfachen Schnitzer zum Mediziner und dessen Enkel zum Herodot eines österreichischen Alpenortes werden lässt. Ob österreichische Alpen oder griechisches Gebirge - Vea Kaiser lotst ihre Leser für einige Stunden wie eine geschickte Bergführerin aus dem Tal der Realität. Gute Unterhaltungsliteratur mit Anspruch, die sich von seichten Einerlei abhebt - auch das ist eine Kunst.
Claudio: Vielleicht lag es an meiner Erwartungshaltung, vielleicht an den euphorischen Besprechungen, in denen wiederholt darauf hingewiesen wurde, dass die Altgriechisch studierende Autorin hier eine moderne Odyssee abgeliefert habe, griechische Mythen geschickt mit einer modernen Geschichte verknüpfe, ja sozusagen auch durch die Vermischung alter Mythen und neuer Fakten den magischen Realismus in die österreichische Literatur bringe…ich hoffte beinahe auf eine Nachfahrin von Leo Perutz.
Das Buch hat mich streckenweise unterhalten, dieses ja, aber überzeugt hat es mich nicht. Wie auf einem anderen Blog zu lesen: Es geht atemlos durch die Zeit. Erhofft hatte ich mir epische Breite, Drama und Tragik, das in die Tiefe geht, die Göttererzählungen als Folie für die Neuzeit. Vorgefunden habe ich eine Familiengeschichte, die durch die Jahre jagt – alles wird ein wenig gestreift, nichts aber richtig vertieft. Zwar bilden sich mit Eleni und Lefti zwei echte Charaktere heraus, der Rest des Personals bleibt dagegen streckenweise im Klischeehaften: Der Folksänger mit Junkie-Karriere, der zum alternden Schlagerstar wird, die stets orakelnde Großmutter, usw…Ein buntes Gewirrl, ein wenig „Hochzeit auf Griechisch“, ein wenig folkloristisch angehaucht, tragische Griechen, spießige Deutsche, strebsame Neu-Amerikaner – ja, es wuselt, summt und brummt in diesem Buch. Langweilig ist es nicht – wenn man sich damit zufrieden geben mag. Doch am Ende fragt man sich dann doch: Soviel Lärm um was?
Weiterführende Links:
Wir danken Kiepenheuer & Witsch für das Besprechungsexemplar. Die Verlagsangaben zum Buch finden sich hier:
http://www.kiwi-verlag.de/buch/makarionissi-oder-die-insel-der-seligen/978-3-462-04742-4/
Zwei ganz unterschiedliche Besprechungen finden sich bei:
Con=Libri und bei Feiner reiner Buchstoff
Und ein Interview mit Vea Kaiser bei Sounds & Books.
Dieses Buch ist blendende Unterhaltung auf ganz hohem Niveau. Sozusagen dann schon wieder ernste Literatur. Wobei wir dann beim Thema der Unterscheidung wären. Von den Manns und Konsorten lasse ich mich ebenfalls prächtig unterhalten…
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Wie geschrieben: Unterhaltsam schon. Aber letztlich war für mich das Buch auch nicht mehr als das: Unterhaltung. Mir fehlte eine Ebene, eine Tiefe, etwas, was beim Lesen eigene Gedanken und Reflektionen auslöst. Zuviel Buntes, zuwenig darunter.
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Ich schließe mich Claudios Meinung an - nach großen Vorankündigungen hatte ich mir auch viel von diesem Buch erhofft und fand den Anfang auch sehr gelungen. Leider ging es danach für mein Empfinden steil bergab.
https://schiefgelesen.wordpress.com/2015/05/27/vea-kaiser-makarionissi/
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Deiner Besprechung kann ich mich gut anschliessen.
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Tag! Euer „Gemischtes Doppel“ ist eine famose Idee! Interessant! Wird das eine Reihe? Böötte!
Das Buch kenne ich leider garnicht….
Liebe Grüße,Mensch Päddra
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Tag! Danke! Aber ob das eine Reihe wird…das war jetzt Zufall. Ich bin nun mal Langsamleser…auf mich kann man da nicht bauen.
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Ihr könntet unterschiedliche Bücher kontrovers besprechen. - DER Schenkelklopfer! (Vielleicht würde es nicht einmal auffallen) 😀 😀
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Sehr gute Idee. Das machen wir, wenn wir den letzten Rest an Ernsthaftigkeit über Bord werfen.
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Ah. Die Gefahr besteht kaum.
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Ja, vom „Gemischten Doppel“ möchte auch ich gerne wieder etwas lesen. Zwei Blicke auf einen Roman, das hat was. Und - zum Glkück - haben auch Eure Buchvorstellungen immer noch nicht mein Leseinteresse geweckt. Trotz Sommerferienlaune greife ich da doch lieber zu Anderem.
Viele Grüße, Claudia
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Mit dem Buch ging es mir so: Kann man lesen, muss man nicht.
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Auch mir gefällt euer gemischtes Doppel. Ich mag es, ein Ding von zwei Seiten zu betrachten und so habt ihr beide es mit dem Buch gemacht.
Ich denke, ich werde es nicht lesen.
Einen schönen Tag wünscht euch Susanne
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Wo es sich anbietet, können wir das mal wieder machen. Einen schönen Tag zurück!
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Super Idee, Pro und Contra, sozusagen. Die Dame scheint ja derzeit recht hip zu sein.
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Hiphip hurra. Das Hippe ist vielleicht, dass die Autorin viel Phantasie hat und das (Zitat) „mit großer Fabulierlust“ in Geschriebenes umsetzt. Da gibt es schon viel mehr Ödnis in der Literatur, das muss ich zugeben. Aber in Sachen Fabulierlust, Phantasie und gutem Erzählen zieh ich einen ordentlichen Boyle denn doch vor. Meinetwegen auch einen Irving.
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